Deloitte-Konsumentenbefragung und ihre Erkenntnisse
Fehlende Infrastruktur und steigende Kosten bremsen E-Auto-Hochlauf
- Trotz ausgelaufenen Umweltbonus: Interesse an Hybridautos größer als an Stromern.
- Wäre umweltfreundliches E-Fuel verfügbar, würde rund die Hälfte der am Kauf eines E-Autos Interessierten ihre Entscheidung überdenken.
- Ein Drittel der Deutschen erwartet eine Reichweite von 600 Kilometern oder mehr.
- Mehr Menschen möchten ihr Elektroauto am häufigsten zu Hause laden.
München, 10. Januar 2023. Zinswende, Inflation, Kostenanstieg bei Batterien, Fahrzeugen und Strom – in den vergangenen Monaten haben sich die Rahmenbedingungen für einen beschleunigten Hochlauf der Elektromobilität deutlich verschlechtert. Auch die Verbraucher betrachten das Thema pessimistischer, denn trotz steigender Anzahl an Modellen hat der Anteil der Menschen, die beim nächsten Auto auf einen reinen Stromer setzen würden, in Deutschland kaum zugenommen. Das zeigt die globale Automotive Consumer Study von Deloitte.
Demnach würden 16 Prozent der Befragten bei ihrem nächsten Autokauf ein reines Elektroauto wählen. Ende 2021 waren es 15 Prozent – damals jedoch ein starker Anstieg im Vergleich zu 2020, als 6 Prozent dieselbe Aussage tätigten. Obwohl der Umweltbonus für Hybridfahrzeuge nun ausgelaufen ist, liegt der Anteil der Befragten, die sich für diesen Antriebstyp entscheiden würden, deutlich höher: für Plug-in- und Hybridfahrzeuge bei insgesamt 27 Prozent.
Im Vergleich der globalen Fokusmärkte (China, Indien, Südkorea, USA, Japan, Deutschland sowie Südostasien) ist die Akzeptanz für reine Stromer in China am größten. Dort würden 27 Prozent ein solches Auto als nächstes kaufen. Als wichtigstes Argument für den Kauf eines E-Autos gaben die deutschen Verbraucher niedrigere Treibstoffkosten an, gefolgt von Sorgen wegen des Klimawandels und schließlich Förderprogramme durch die Regierung.
„Zukünftig weniger Elektroautos verkauft“
„Das Zusammenspiel zwischen aktuellen Entwicklungen und den Wünschen der Konsumenten könnte dazu führen, dass der Hochlauf der Elektromobilität nicht so schnell voran kommt wie gesellschaftlich gewünscht“, warnt Dr. Harald Proff, globaler Sektorleiter für den Bereich Automotive bei Deloitte.
„Niedrigere Kosten für Strom und der Umweltbonus sind hierzulande wesentliche Argumente für den Kauf eines E-Autos. Nun schießen die Stromkosten in die Höhe, während die Förderung sukzessive zurückgefahren wird und 2025 sogar ausläuft. Das wird dazu führen, dass künftig weniger Elektroautos verkauft werden. Wir verfehlen das 15-Millionen-Ziel für 2030, wenn Regierung und Unternehmen nicht mit gezielten Maßnahmen gegensteuern.“
Deutsche Verbraucher nicht vom E-Auto überzeugt
Bedenklich auch: 49 Prozent der am Kauf eines elektrifizierten Autos Interessierten würden ihre Entscheidung für ein solches Fahrzeug überdenken und sich für einen mit umweltfreundlichen E-Fuel betriebenen Verbrenner entscheiden, wenn ein solcher Kraftstoff verfügbar wäre. 36 Prozent antworteten bei dieser Frage mit „vielleicht“.
Dass viele Deutsche offenbar noch nicht vom E-Auto überzeugt sind, könnte mit Unsicherheiten bezüglich der Infrastruktur zusammenhängen. 75 Prozent der hierzulande Befragten möchten ihr Auto am häufigsten zu Hause laden. Dieser Wunsch ist im Vergleich zum Vorjahr (70%) gestiegen – obwohl die Lademöglichkeiten gerade in dicht besiedelten Städten fehlen. Zudem sind die Erwartungen an die Reichweite hoch: Für eine positive Kaufentscheidung erwartet fast die Hälfte der Befragten eine Reichweite von 400 bis 599 Kilometern. Für 30 Prozent sollte man mit voller Batterie 600 Kilometer oder mehr fahren können.
Innerhalb der Fokusmärkte haben die deutschen Konsumenten hier sehr hohe Ansprüche. In Japan erwarten beispielsweise nur 53 Prozent eine Reichweite von 400 Kilometern oder mehr. Getoppt werden die deutschen Erwartungen nur von denen der USA, wo 19 Prozent der Befragten eine Reichweite von mindestens 965 Kilometern (600 Meilen) erwarten.
Reichweitenangst beschäftigt Konsumenten
Die Reichweite bereitet den Befragten in Deutschland auch die größten Bedenken, wenn es um vollelektrisch betriebene Fahrzeuge geht. Mit 57 Prozent wurde sie am häufigsten genannt, gefolgt von der fehlenden öffentlichen Ladeinfrastruktur (47%), der Ladezeit und der nicht vorhandenen Lademöglichkeit im eigenen Zuhause (jeweils 45%).
Auch wenn es sie besorgt: Sehr geduldig zeigen sich die deutschen Verbraucher bei der Ladedauer an öffentlichen Ladesäulen. Während in Deutschland nur 13 Prozent der Befragten die Erwartungshaltung haben, ihr Fahrzeug innerhalb von 20 Minuten von 0 auf 80 Prozent laden zu können, sind die Ansprüche in allen anderen Fokusmärkten diesbezüglich deutlich höher. 57 Prozent würden hierzulande sogar eine Ladezeit von 41 Minuten oder mehr hinnehmen – auch das im internationalen Vergleich ein Spitzenwert.
Dr. Harald Proff sagt: „Unsere Konsumentenbefragung zeigt, dass die Unsicherheiten beim Thema Elektromobilität groß sind. Aufgabe der Unternehmen und Politik muss nun sein, mehr Sicherheit zu vermitteln, indem beispielsweise der Ausbau der Ladeinfrastruktur mit voller Kraft vorangetrieben wird. Für die Automobilunternehmen gilt es, die Kundenwünsche nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn ein Teil der Kosten, die durch die Dekarbonisierung der kompletten Wertschöpfungskette entstehen, können mit dem richtigen Angebot und guter Kundenansprache kompensiert werden.“
Die Global Automotive Consumer Study ist eine Konsumentenbefragung, die Deloitte seit 2010 regelmäßig durchführt. Im Herbst 2022 wurden 26.000 Konsumenten in 24 Ländern weltweit zu ihren Präferenzen im Bereich Automotive befragt – 1.506 davon in Deutschland. Elektromobilität war ein Schwerpunktthema. Wenn hier von Fokusmärkten die Rede ist, sind damit Deutschland, China, Indien, Südkorea, USA, Japan sowie Südostasien gemeint.
Hinweis: Neben dem Thema Elektromobilität wurden bei unserer aktuellen Konsumentenbefragung auch die Themen Konnektivität und Autokauf abgefragt. Die komplette Studie können sie hier runterladen. Anbei finden Sie zudem passend zur Pressemeldung Auszüge aus der Studie.
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