Am 22. März 2022 tagte der Umweltausschuss im Rhein-Sieg-Kreis (RSK) in Siegburg. Unter vielen anderen Tagesordnungspunkten ist ein perspektivisch wichtiger debattiert worden: Die Ladeinfrastruktur im Rhein-Sieg-Kreis.
Wie der Untersuchungsrahmen für eine zu schaffende Elektro-Mobilitäts- und Ladeinfrastruktur im Rhein-Sieg-Kreis aussieht, hat eine Agentur im Auftrag der Kreisverwaltung erarbeitet. Als Grundlage für die Erstellung des Ladeinfrastruktur-Konzeptes haben die Zusammenstellung der Informationen zum aktuellen Stand und den Entwicklungen der Ladeinfrastruktur sowie der E-Fahrzeuge gedient.
Nachdem auf dieser Grundlage Fördergelder beantragt und jetzt auch bewilligt wurden, konnte nunmehr die Beratung im Umwelt-Ausschuss am 22. März.2022 zu diesem Thema beginnen und nach einer überwältigenden Mehrheit zur Entscheidung an den Kreistag weitergegeben werden.
Ladeinfrastruktur: Bei der Ermittlung der Ladeinfrastruktur konnte die Bundesnetzagentur sowie das digitale Stromtankstellenkataster Deutschlands 184 Ladesäulen und 353 Ladepunkten ausmachen. Zur detaillierteren Identifikation der Ladeinfrastruktur wurde neben der räumlichen Verteilung auch die Betreiber, die Zugänglichkeit, und die Art des Ladens mit aufgenommen. Die 184 identifizierten Ladesäulen verteilen sich auf alle 19 Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises und den kreisangehörigen Städten. Dabei fällt auf, dass in den Städten des Kreises und auch in den Gemeinden die Lademöglichkeiten primär an Hauptverkehrsstraßen und in den Stadtzentren befinden – darüber hinaus an wichtigen öffentlichen Gebäuden und Plätzen, wie zum Beispiel in Parks oder Bahnhöfen.
Die Anzahl der Ladesäulen pro Einwohner hingegen orientiert sich ungefähr an der Bevölkerungsgröße der einzelnen Kommunen. So verfügen kleinere Gemeinden wie Windeck, Much oder Ruppichteroth derzeit über eine geringere Dichte an öffentlicher bzw. halb-öffentlicher Ladeinfrastruktur als die Städte Troisdorf, Siegburg oder Hennef.
Hier sieht die Politik den Ansatzpunkt: Es ist davon auszugehen, dass ländliche Gebiete über mehr Platz für Ladeinfrastruktur verfügt und auch eine geringere Dichte an öffentlichen und halb-öffentlichen Ladeeinrichtungen benötigen als beispielsweise die Städte Siegburg oder Troisdorf. Grund dafür sind die in ländlichen Regionen vorherrschenden Wohnformen.
Darüber hinaus entscheidet auch die Art des Ladens darüber, wie die Ladeinfrastruktur perspektivisch ausgebaut werden muss.
Auch die neue Bundesregierung hat den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Koalitionsvertrag 2021 mitaufgenommen. Perspektivisch ist angedacht, bis 2030 insgesamt eine Million öffentliche Ladepunkte zur Verfügung zu stellen, die primär im Rahmen der Schnellladeinfrastruktur entstehen sollen. Ergänzend zum Ziel der Bundesregierung hat das BMVI geplant, eine Grundversorgung mit Schnellladeinfrastruktur im Mittel- und Langstreckenverkehr bereitzustellen. So sollen deutschlandweit circa 1000 Ladeparks entstehen, die auf das gesamte Bundesgebiet – mit einer Distanz von 30 Kilometer – verteilt werden. Das Kreisgebiet des Rhein-Sieg-Kreises erstreckt sich jedoch auf ungefähr 100 Kilometer; daher ist davon auszugehen, dass zwei bis drei Ladeparks in der Nähe des Kreises entstehen sollen.
Wie ist die politische Vision für die Zukunft? Kann man sich auf dem Land vorstellen, die Umweltpolitik dahingehend zu unterstützen, dass man auf den eigenen Grundstücken eine private Ladeeinrichtung bzw. Wallbox errichtet? Werden E-Fahrzeuge angeschafft – wird die Umwelt geschont?
Angedacht zumindest ist es: Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Gesetzgebung ist mit einem starken Anstieg privater Ladeinfrastruktur zu rechnen. Die Anzahl der E-Fahrzeuge, die den Bedarf an Ladeeinrichtungen bedingt, wird voraussichtlich in den nächsten Jahren auf deutschlandweit 15 Millionen Fahrzeuge ausgeweitet, wenn dieser Plan der Bundesregierung bis 2030 erfolgreich durchgeführt wird.
Fazit: Zwar steht Deutschland nicht an der Spitze der Elektromobilität, doch der Funke ist bereits übergesprungen. Elektroautos boomen. Doch ihre Attraktivität hängt auch davon ab, wie komfortabel das Laden der Batterie gestaltet wird. Dabei geht es nicht nur um die Anzahl und Verteilung der Ladesäulen, sondern auch um die Benutzerfreundlichkeit. Entscheidend für einen Erfolg der Ladeinfrastruktur sind ein ungehinderter Zugang, ein einheitliches, einfaches Bezahlsystem und eine kurze Ladedauer.
Hintergrund-Information: Auf Initiative der Koalition hat die Verwaltung ein Ladeinfrastruktur-Konzept erstellt und am 22. März 2022 im Umweltausschuss vorgestellt. Dies wurde mit überwältigender Mehrheit entschieden. Abschließend hat am 31. März 2022 der Kreistag ebenfalls mit überwältigender Mehrheit zugestimmt.
„Gerade im ländlichen Raum ist die Ladeinfrastruktur wichtig, um die dort wegen des fehlenden ÖPNV-Angebots höhere individuelle Mobilität besser elektrisch möglich zu machen. Ladesäulen für E-Bikes und Pedelecs sollten die Mobilität der Umsteiger aufs Rad optimal fördern. Sie sollten bevorzugt an Standorten sein, wo Energie aus Fotovoltaik oder anderen alternativen Energiequellen erzeugt wird“, so Lisa Anschütz, Umweltpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Rhein-Sieg.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für den Ausbau der E-Mobilität im Rhein-Sieg-Kreis. Die Grüne Fraktion Rhein-Sieg möchte dies jedoch nicht nur für PKWs, sondern auch für E-bikes zur Verfügung stellen. Damit setzt die schwarz-grüne Koalition ihre konsequente Förderung fort, die bereits in der Kreisverwaltung mit der Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge auf den Weg gebracht worden ist.
(gruene-fraktion-rhein-sieg.de)